Tischgespräche vorm FAUST
Foto: Debatte im prunkvollen Konzertsaal des Theaters Gera © Markus Nass Fotografie Text:Ulrike Kolter, am 17. November 2024
Vor der Verleihung des Deutschen Theaterpreises DER FAUST trafen sich am Theater in Gera Bürger:innen, Künstler:innen sowie Theaterschaffende aus dem ganzen Land zu „Kaffee, Kuchen & Debatten”. Die rege Beteiligung an diesen Tischgesprächen zeigte: Das Bedürfnis nach Austausch ist groß.
Die Decke des prunkvollen Konzertsaales ziert ein gemalter Wolkenhimmel. „Damit die Gedanken beim Diskutieren frei sind!“, scherzt Moderatorin Marion Troja vom Deutschen Bühnenverein und begrüßt mit Schauspieldirektor Manuel Kressin das Publikum. Dass in Gera beides – Theater- und Konzertsaal – unter einem Dach liegen, war schon zur Erbauung des Theaters 1902 einmalig. Nun hat man in diesem aufwändig restaurierten Saal mit Sauer-Orgel, Jugendstil-Ornamenten und Kronleuchtern zu „Kaffee, Kuchen & Debatten“ eingeladen, am Nachmittag vor der Verleihung des Deutschen Theaterpreises DER FAUST im Theatersaal nebenan.
Ein reger Bürgerdialog wurde es, veranstaltet vom Deutschen Bühnenverein für Menschen aus Gera, Künstlerinnen und Künstlern sowie Theaterschaffende – einander fremde Menschen also, die sich bei Kaffee und Eierschecke austauschen über ihr Leben und Arbeiten. Dass die gedeckten Tische randvoll besetzt waren trotz weiter Anreise vieler FAUST-Nominierter, zeugt in diesen Tagen der politischen Erosion mehr denn je vom Bedürfnis nach Austausch.
Für inhaltliche Impulse sorgten David Schraven vom Recherchenetzwerk CORRECTIV, die Autorin und Regisseurin Lena Brasch sowie Nadja Grasselli, die Leiterin der jungen Sparte TheaterFABRIK am 1995 fusionierten Theater Altenburg Gera. Und obwohl der Auftakt durch CORRECTIV-Gründer Schraven zur Rolle der Nato und der potenziellen Atommacht Deutschlands gleich schwere Kost bot: Im Wechsel aus Weltpolitik, lokalen Theatererfahrungen und persönlichen Berichten blieb jedem Tisch überlassen, was zu vertiefen sei. Und das wurde jeweils in gut 15-minütigen Runden augenscheinlich mit großer Neugier getan, rückgekoppelt in den Saal durch das empathische Moderatorenduo. Fazit: ein lohnendes Format, das nötiger denn je ist und noch werden könnte.