Das dreifache Lottchen

Sébastien Castro: Eine geniale Idee

Theater:Theater Rudolstadt, Premiere:15.03.2025 (DSE)Regie:Philippe Besson

Sébastien Castros „Eine geniale Idee“ am Rudolstädter Theater zeigt eine Doppelgänger-Komödie, die für Verwirrung und endlose Lacher sorgt. Philippe Bessons Inszenierung funktioniert mit Tempo und trotzdem bleiben berührende Momente erhalten.

„Ich bin ein großer Volltrottel, das ist schwer zu spielen.“ Es gelingt dem Schauspieler trotz Bedenken hervorragend, den Doppelgänger zu geben. Und den eigenen Zwillingsbruder spielt er gleich mit. Bis alle auf der Bühne vollends verwirrt sind und der Saal vor Lachen bebt. Das perfekte Verwechslungsspiel funktioniert vor allem, weil in der Rudolstädter Inszenierung der „Eine geniale Idee“ zugrundeliegende Clou aufgeht.

Trickreich und mit Double

Der Autor Sébastien Castro hatte die, ähm: geniale Idee, drei Doppelgänger in seine Screwball-Komödie einzubauen. Ein Schauspieler spielt alle drei auf einmal. Trickreich – und mit einem Double – hat Regisseur Philippe Besson das illusionsreiche Tür-auf-Tür-zu-Geklapper bewerkstelligt. Da stört auch nicht der in Wahrheit dünne Stoff der Geschichte.

Arnaud und Marianne sind im verflixten siebten Jahr. Da funkt der Immobilienmakler Cédric dazwischen und Marianne droht, sich neu zu verlieben. Arnaud tut durch Zufall dessen Doppelgänger auf. Er engagiert ihn, um sich Marianne gegenüber unmöglich zu benehmen. Doch die hat sich bereits heimlich zum Flirt oder mehr mit Cédric verabredet. Das doppelte Spiel beginnt. Die Doppelgänger treffen aufeinander und dann platzt noch der Zwillingsbruder des einen Doppelgängers ins Heim.

Hohes Tempo

Das alles passiert in einem einzigen Bühnenbild. Ein naturalistisch ausgestattetes Wohnzimmer ist zu sehen, von dem viele Türen wegführen. Diese sind nötig, damit Markus Seidensticker das Zimmer in alle möglichen Richtungen verlassen und wieder dort erscheinen kann. Denn er ist in allen drei Rollen zu sehen, muss ständig Mimik, Gestik und auch die Garderobe wechseln. Das verwirklicht er die meiste Zeit gut. Manchmal sind seine Figuren etwas zu holzschnittartig, etwa wenn der Bruder des Doppelgängers zu sehr ins Migranten- oder Kiezdeutsch verfällt. Aber das mag dem hohen Tempo geschuldet sein, mit dem er das Bäumchen-Wechsle-Dich gibt.

Goralczyk, Sindel, Seidensticker. Foto: Anke Neugebauer

Rasant sind auch die anderen Figuren unterwegs. Als Nachbarin ist Heike Meyer zu schrullig, ihre Figur scheint dem Volkstheater entsprungen zu sein. Anfangs blass, dann aber unter zunehmenden Kontrollverlust der Situation souveräner im Spiel ist Michael Goralczyks Arnaud. Die fiebrigen Züge stehen ihm gut, die pure Verzweiflung kommt zum Ausdruck. Während die männlichen Darsteller in manchen Momenten leicht drüber und zu affektiert agieren, gefällt Clara Sindel als Marianne am besten. Ihr gelingt die Gratwanderung, bei ihrer Figur zu sein und dennoch das lustvoll Komödiantische auszuschöpfen. Und sie darf den wahrhaften Moment spielen, wieder die Liebe zu ihrem Arnaud zu finden. Dieser Moment des Geständnisses ist stark, Sindel berührt.

Die Sätze sitzen, jeder Einsatz ist stimmig. Wenn man das Double nicht erkennt, weil er einen Schrank auf dem Kopf hat oder das Licht im baulich maroden Haus mal flackert, zeigt sich der Einfallsreichtum, der doch im Stoff steckt. Und clever ist auch das Spiel im Spiel, wenn Arnaud dem Doppelgänger Regieanweisungen gibt, wie er Marianne vergraulen soll. Timing ist alles, das beweist dieser Komödienabend, bei dem das Timing absolut stimmt. Durch diese Kunst – und einige raffinierte Regieeinfälle – rutscht die Inszenierung nicht in die Schmiere ab, sondern bereitet einiges Vergnügen.