Foto: Rebecca Mauch © Maximilian Borchardt
Text:Manfred Jahnke, am 8. April 2024
James & Priscilla inszenieren am Jungen Nationaltheater Mannheim „Fantastische Drachenwesen im Ferienlager – und wie sie sich kombinieren lassen“ als „Coming of Age-Fantasie“ mit einem starken Ensemble.
Eine Vollmond schwebt über drei junge Menschen in einem Ferienlager. Darein mischen sich alptraumhafte Züge: eine Art „Sommernachtstraum“, aber ohne Zauberkraut. In „Fantastische Drachenwesen im Ferienlager – und wie sie sich kombinieren lassen“ von James & Priscilla – hinter diesem Lable verbergen sich C. Minckwitz, F. Scheer. N. Schneider, A. Spalthoff. J. Tibbe – haben die jungen Menschen so ihre Probleme. Aber wie diese überwinden? Soyi Cho spielt ein Mädchen, das mit seiner Wut nicht fertig wird und an den eigenen Wutanfällen leidet. Sie verwandelt sich in einen zierlichen Drachen mit buntfarbigen Flügeln (Kostüme Katharina Becklas und Estrella Jurado). Uwe Topmann als Junge leidet unter seiner Angst und wird zu einem Drachen mit einem langen Schwanz, den er oft hinter sich her tragen muss. Rebecca Mauch führt in ihrer Rolle als Nina schließlich ein Mädchen vor, das viel zu oft traurig ist und sich eine Art überdimensionierte Schafsbockmaske überzieht.
Diese Gefühle spielt das Ensemble des Jungen Nationaltheater Mannheim groß aus. Beeindruckend, wie genau die Spieler:innen in die Emotionen ihrer Figuren einsteigen. Beeindruckend aber auch, wie sie an der Überwindung derer Schwächen arbeiten, zunächst versteckt hinter den Masken, dann aber, nachdem man als Drachen aus Versehen das Wäldchen entflammt hat, auch wieder im geläuterten Ich. Inzwischen tagt es auch, der Vollmond, der sich langsam im Hintergrund über die Bühne geschoben hat, ist längst entschwunden.
Unterhaltsames Pop-Theater
James & Priscilla gelingt es, in dieser „Coming of Age-Fantasie“ (Internettext) die Gefühlswelten von vielen Heranwachsenden abzubilden. Die fünf Theatermacher:innen, die Text, Regie, Bühnenbild und Musik gemeinsam machen, entwickeln dabei ihre Perfomance als musikalische Nummernrevue. In den Songs kommen die Gefühle und die Sehnsüchte zum Ausdruck, wobei die Musik eher in discomäßigen Strukturen benutzt wird. Eine Stärke von James & Priscilla ist das szenische Ambiente und eine starke buntfarbige Lichtführung, neben vielen Blau- und Grüntönen auch solche in Pink, so dass „Fantastische Drachenwesen im Ferienlager – und wie sie sich kombinieren lassen“ auch als perfekte Show sich präsentiert (und die Nummern entsprechend beklatscht werden).
Die Szenerie ist beeindruckend: links vorne zwei Zelte mit einer Dattelpalme, in der Mitte vorne ein Lagerfeuer, an der rechten Seite ein kleiner Teich mit Wasser, Palme und einem Kiesstrand. Dahinter ein dichter Tannenwald, in dem die Spieler:innen sich zurückziehen können. Hinten links dominiert eine Felsenmauer, die etwas Burgartiges hat, davor ein Wegweiser, der auch zu einem Zauberwald führt. Kurz: ein Ort für perfekte Ferien. Unterhaltsames Pop-Theater mit einem starken Ensemble.