„Currywurst“
Maximilian Strestik spielt wieder Schotty, unbeirrt gelassen und gemütlich, Schultern zuckend, Stirn runzelnd, schusselig, aber nie nachlässig, weder bei der Reinigungsarbeit noch im Denken. Im ersten Teil („Currywurst“) begegnet er Galeristin Tilly Ravenbach (Stefanie Linnenberg), die durch und durch das Dekadente im Kunstbetrieb personifiziert. Die Story: Nach einem Schusswechsel in der Kunstgalerie stirbt ein verkannter Maler, der sein Bild für fünf Euro an Tilly Ravenbach verkaufen wollte. Schotty säubert Wände und Rahmen, ärgert sich über ein ausgestelltes Kunstwerk, das aus echten Geldscheinen zusammengesetzt ist („öffentliche Gelder!“), diskutiert mit der Galeristin über die Mona Lisa, über zeitgenössische Kunst und Absurditäten des Marktes („Tragik macht’s teurer“). Jede noch so kurze Nachfrage Schottys hebelt Argumente aus. Die Galeristin sieht dann zwar weiterhin schick aus in ihrem Kleid mit abstrakten Formen und rotem Gürtel, steht aber dumm da.
Magz Barrawasser und Ausstatterin Rabea Stadthaus zeigen Spiel und Bühne reduziert, belassen es – wie die Drehbuchautorin – bei Anspielungen. Leere Rahmen hängen im Galerie-Raum, Schilder auf weißen Stelen beschriften die Kunst („Birnenbaum vor Sonnenaufgang“), zeigen sie aber nicht. Viel Lärm um Nichts in diesem Kunstgewese. Der Sound ist handgemacht. Jeweils eine der Darstellerinnen sitzt im ersten wie im zweiten Teil am Pult, vor sich Loop Station und Mikro. Da flüstern sie rein, schnalzen, ploppen, lassen die Klangschale ertönen, reißen Papier in Fetzen und erzeugen Knallgeräusche. So hat Manuel Loos einen stimmungsmachenden Sound konzipiert, schlicht, mal überraschend, mal belanglos.
„Anbieterwechsel“
Im zweiten Teil des Abends trifft Schotty auf Constanze Krüger (Alessandra Wiesemann), wasserfallartig redende Vermittlungsagentin für religiöse Bedürfnisse. Wieder so ein genial-guter Einfall. Sie lädt ein zum unkomplizierten Anbieterwechsel, sie findet für jeden das passende Glaubensmodell. Schließlich könne es nicht sein, dass wir uns umfassender über einen Handyvertrag informieren als über unsere Glaubenszugehörigkeit. Schotty sieht das alles – klar – kritisch, er ist Atheist, selbst wenn er sich kaum vorstellen kann, etwas mit einem Fremdwort zu sein. So komisch-realitätsentlarvend funktioniert Mizzi Meyers Drehbuch, und so überzeugt auch Barrawassers Inszenierung. Harmlose Unterhaltung in diesen Zeiten, einfach gut gemacht.