Es begann mit einem Lichtlein. Ein winziges Flämmchen, das sich scheinbar schwerelos zur Rückwand bewegte, dort verharrte. Dass der Tänzer, der das Lämpchen trug, zu erahnen war, brachte zwei Komponenten der Choreografie schon zusammen. Doch zunächst dominierte die Musik: die hell-dunklen, sich auftürmenden Klänge des Maestoso, mit dem Bruckners Werk in A-Dur beginnt. Dem musste das Corps de ballet etwas entgegensetzen: Heftige Schwünge, Drehungen, auch Schreiten, auf und entlang der Klanglinien.
In den aberwitzig kunterbunten Kostümen (Danielle Jost) scheinen die Rollen aufgehoben: Mann trägt Rock, Frau in Hosen; glitzerndes Pailletten-Top neben Schlabberlook. In den fast unendlich variierten Hebefiguren aber, die den stundenkurzen Abend dominieren, bleibt alles beim Alten. Ob sich die Paare gegeneinander eindrehen, sich beugen, bücken, anfassen, anschauen: Immer hebt er sie, stellt er sie sicher wieder auf die Füße. Nur einmal fällt der Tänzer danach elegant rücklings um.
Schwere Musik, leichte Schritte
Natürlich wird auch das titelgebende „Licht!“ in Szene gesetzt, bliebe ohne es doch alle Tanzkünste unsichtbar. Und so versucht denn auch ein Tänzer, mit einem aus dem Schnürboden herabgelassenen Spot, eine Tänzerin in ihren Bewegungen „einzufangen“. Aus dem anfänglichen Lämpchen wird ein mächtiger Lichtkeil an der Rückwand, der aber als Schatten in der Bühnenmitte ankommt. Um und mit ihm müssen Solisten und Compagnie nun spielen, mal zurückgenommen, mal so temperamentvoll wie Bruckners Musik. Die verwendete CD-Einspielung korrespondiere „ungefähr mit der Eisenacher Version“, hatte Plucis zu Beginn erklärt. Doch bei dieser Premiere der Eisenacher Compagnie in Meiningen kamen die Klänge von oben aus den Lautsprechern, drückten eher auf die Szene als sie, wenn das Orchester im Graben spielt, zu tragen.
Zu vertanzen sind diese Klänge mit ihrer fast religiösen Inbrunst ohnehin schwer, was Plucis und seine Compagnie aber mehr als achtbar lösen. Auch im zweiten Teil der abrupt ausgeblendeten, ausgeknipsten Szenen, wenn die Farbe dem tiefen Schwarz der Trauer weicht. Figuren, Paare wie aus der Bruckner-Zeit umschreiten, begegnen, trösten sich distanzvoll. Ein dunkles Kirchlein fährt auf der Bühne hin und her, wie ein Spielzeug zu mächtigen Klängen. Gerade in diesem zweiten Teil (er)klärt sich nicht alles, doch am Ende streckt sich eine der dunklen Trauerfiguren dem aufleuchtenden Lichtkeil entgegen, der die Tänzer magisch anzieht.