Chaos und Ruhepunkte
Nicht ganz so heiter beginnt der zweite Teil: Adonis Foniadakis „Kosmos“. Vor düsterer Kulisse und unter fahlem Licht stürzen sich die blau gekleideten und größtenteils schon aus dem ersten Teil der Inszenierung bekannten Tänzerinnen und Tänzer auf die Bühne, anfangs mit harten Gesten und Klatschen. Dass sich hierbei eine geradezu bedrohliche Atmosphäre einstellt, ist auch der wuchtigen Musik Julien Tarrides geschuldet, dessen hämmernde Perkussion markerschütternd wirkt. Getrieben von dem furiosen Takt vollzieht sich auf der Bühne eine beinah exorzistische Selbstausbeutung. Man gerät aneinander, löst sich voneinander, strebt nach Nähe und wählt erneut die Distanz.
Die spekulative Erzählung dahinter: Der titelgebende Raum entsteht nur aus dem Chaos heraus, aus den Kollisionen von Atomen bis hin zu Tieren und Menschen, die ihrem Begehren nachgeben. Und so überrascht es auch kaum, dass nach einer enormen Beschleunigung mit wenigen, hart gesetzten Unterbrechungen ein Bild der Liebe den Abend abschließt. Nachdem die Darstellerinnen und Darsteller zuletzt golden in der Finsternis schimmern und damit nur selten gesehenes Bild der Schönheit schaffen, bleibt mit den letzten Pianoklängen nur noch die Silhouette eines sich haltenden Duos übrig. Die große Zeitspanne, die von der Schöpfung der Welt berichtet. Sie gelangt zu einem faszinierenden Ruhepunkt: in der Vereinigung der Gegensätze, die sich jeder Vermessung in Minuten, Stunden, Jahren und Jahrhunderten entzieht.