Herumirrende Tänzerinnen und Tänzer
In diesem Raum bewegen sich die Tänzer zunächst wie tastend, suchend, auch mal tapsend, immer auf flachen, bloßen Füßen. Sie irren gezielt umher, drehen die angewinkelten Arme vor dem Körper, krabbeln auf Händen und Füßen, Bauch nach oben, vor-, rückwärts und von der Bühne. Zu den erst Wenigen gesellen sich aus einem hölzernen Brunnen etliche dazu, Paare entwickeln sich, drehen sich gegen- und ineinander, trennen sich wieder. Finden die Tänzer mal zueinander, dann immer im Kreis, mit gestreckten Armen oder vor den Mund gehaltenen Händen – was Beschwörung ebenso wie Schrecken bedeuten kann.
Für solche Schlüsse, Deutungen gar aber muss man zumindest Pelleg/Weigerts Ansatz kennen, fließendes Leben, verrinnende Zeit und schwer fassbare Erinnerungen in Bewegung(en) zu setzen. Sonst bleibt man auf Assoziationen angewiesen, die aber weniger aus der Choreographie als aus solchen Begriffen entstehen. Da können dann behütende Hände eine Sanduhr schützen, aber auch ein kleines Leben. Dazu hämmert ein zunehmend psychedelisches Xylophon. Die von Britta Bremer in wenig kleidsame, mattbunte Unisex-Shorts und Shirts gekleideten Tänzer klettern zu Pyramiden und stürzen zusammen; das wiederholt sich, ebenso wie viele Gesten und Bewegungsabläufe, ohne bedeutsamer zu werden.
Tanzen in der Ausstellung
Wenn dann zur Musik, die zwischen Purcell und Meredith Monk, Klassik und Disco changiert, Bilder aus kargen Pinselstrichen aus dem Schnürboden sinken, beginnt ein neues Stück. Ein zur Vernissage gekleidetes Turniertanz-Paar schwebt durch diese „Ausstellung“, die Company beginnt selbst zu „malen“, der rauschgoldige Engel bewegt sich noch einmal durch die Szene, an deren Ende das verschwommene, aber prägnante Gemälde eines jungen Mannes mit Pierrot ins Publikum blickt. Das applaudierte nach kurzen 70 Minuten fast frenetisch, aber Dan Pelleg und Marko E. Weigert haben Welt und Wirklichkeit schon prägnanter abgebildet.