Die scheidende Intendantin auf der Bühne
Diese spielt Brigitte Dethier. Am Ende ihrer Intendanz betritt sie zum ersten Mal als Schauspielerin die Bühne des JES. Eigentlich schade, denn sie gestaltet ihre Rolle mit einem Facettenreichtum aus, der Staunen macht. Wie sie blitzschnell zwischen Momenten völliger Klarheit und des Entrücktseins hin und her switcht, wie sie zwischen Augenblicken, in denen sie jung und spitzbübisch wirkt, und solchen, in der ihr alles auf einmal zu viel wird, ist von großer Leichtigkeit. Mit „Oma Monika – was war“ hat Milan Gather ein spannendes Stück für zwei Schauspieler geschrieben. In seiner Regie achtet er auf das Zusammenspiel der beiden Akteure, auf das Band, das die beiden miteinanderverbindet. Dabei spielt die von Ögünc Kardelen komponierte Musik eine wichtige Rolle: Schon am Anfang finden Balthasar mit E-Gitarre und Oma Monika mit einem Elektroherd als Schlagzeug zu einem Song zusammen, eine Szene, in der die große Vertrautheit zwischen den beiden Figuren sinnlich zum Ausdruck kommt. Am Ende wird das in einem kleinen Rockkonzert wieder aufgenommen.
Carolin Mittler hat dazu einen Raum entworfen, der das Flirren zwischen Realität und Entrückung im Bild festzuhalten versucht. An der linken Bühnenseite ragt die Decke mit einer großen staubigen Lampe in den Raum seitwärts hinein, ein großes Geweih wiederum hängt normal. Zu Beginn ist die Bühne bis auf einen die ganze Breite einnehmenden Perlenvorhang leer. Nach und nach werden Elektroherd, Spüle oder eine Essecke mit scheußlich rotem Kunstlederbezug hereingeschoben. An der rechten Seite beherrscht ein hoher Stapel alter, zum Teil vergilbter Zeitungen die Szene. In der aktuellen Ausgabe ist das Kreuzworträtsel, dass im Spiel zwischen Enkel und Oma gelöst werden muss.
Eine Autoren- und Regieentdeckung, eine Spielerin und ein Akteur, die ein wichtiges Thema mit großer Leichtigkeit erzählen können: Was will man mehr?