Wolfram Stöckl hat für diese Produktion eine Bühne geschaffen, in der rechts und links zwei offene Würfel aus weißen Stäben stehen, rechts nach vorne mit zusätzlichen Streifen und einem kleinen Desinfektionsgerät. In der Mitte hinten steht ein weiterer derartiger Kubus, in dem die Musikerin Marie-Christin Sommer agiert. Daneben, nach vorne wieder mit weißen Streifen versehen, eine Wand, durch die man zu Beginn auftritt. Vor sieben Stühlen gibt es sieben Mikrofone, in die hinein die Mitwirkenden ihre Geschichten erzählen. Gleich zu Beginn, wenn alle anderen Spieler auf ihren Stühlen sitzen, überquert ein Mädchen, Josefine Pagan, mit einer großen Tasche die Bühne. Nachdem sie den linken Würfel erreicht hat, schüttet sie diese aus. Lauter bunte Bänder fallen heraus, die sie während der Vorstellung um die Stäbe wickelt. Einmal verschwindet sie auch selbst in der Tasche oder notiert etwas in ein großes Heft. Am Schluss holt sie eine Hängematte hervor und schaukelt dann, dabei genüsslich einen Apfel verspeisend.
So findet die Regie so einfache wie eindringliche Bilder für die Isolation eines Kindes, das sich scheinbar selbst in seine bunte Welt einschließt. Als Parallelhandlung wird diese Ebene zu einem wortlosen Kommentar dessen, was das Ensemble mit hohem Spieltempo an Geschichten und Tanz über die Bühne bringt. Die Texte sind zwar meist monologisch angelegt, aber teils werden sie zu einem schnellen dialogischen Ping-Pong-Spiel, das insbesondere Anna-Lena Hitzfeld und Faris Yüzbaşioğlu beeindruckend gut getimt beherrschen. Khadidiatou Bangoura überzeugt mit ihrer starken körperlichen Präsenz, wie auch Lin Verleger. Adrian Becker, Kaspar Kaaden und vor allem die elfjährige Yuna-Malou Mugei prägen dieses Ensemble, aus dem Marie-Christin Sommer als Musikerin und Schauspielerin herausragt. Sie hat mit der Ausnahme von zwei Songs – „Paradise City“ von Gun N‘ Roses und „Tell it to my heart“ von Taylor Dayne – die Musik komponiert, die, maßgeschneidert auf das Ensemble, mit Punkpower und lyrischen Momenten den Drive für die tänzerische Bewegung liefert.
In der Interimszeit zwischen den Lockdowns habe ich keine Produktion auf der Bühne gesehen, die so sinnlich das spiegelt, was den Menschen in der Corona-Zeit widerfährt. Und das nicht nur durch die Masken, die bei der körperlichen Verausgabung getragen werden, sondern mehr noch durch die Geschichten, die von der Sehnsucht nach Nähe geprägt sind, die Sehnsucht nach dem Kuscheln, nach Berührung. Da macht die Inszenierung von Brigitte Dethier und Ives Thuwis-de Leeuw einerseits traurig und lässt andererseits darauf hoffen, dass dieses Paradies uns nicht dauerhaft verloren geht!