Fast ist man froh über ein obskures, prallbuntes Mittelalter-Spektakel gegen Ende der 70 Minuten, das mit entsprechend kostümierten Schauspielerinnen und Schauspielern, die sich wie Puppen stereotyp in einer Endlosschleife bewegen, aussieht, als wäre man in einer Geisterbahn. Über Sinn und Zweck braucht man sich gar nicht erst den Kopf zu zerbrechen, wie es auch egal ist, was an Dialog-Partikeln und Szenenbeschreibungen wörtlich aus dem Film stammt, wie etwa der abgründige Abzählreim „Warte nur ein Weilchen, dann kommt der schwarze Mann zu dir und macht mit dem Hackebeilchen Schabefleisch aus dir.“ Das bei Lang so wichtige musikalische Leitmotiv, den prägnanten Beginn von „In der Halle des Bergkönigs“, das der mutmaßliche Mörder mit dem weißgekalkten M auf dem Rücken immer wieder grell pfeift und was ihn schließlich überführt, wird hier mit seltsamer Ironie genannt „ein Motiv von Edvard Grieg, unmelodisch“. Schade, dass sich Kamerun dieses Zitat als Teil seiner Musik hat entgehen lassen. Noch bedauerlicher ist, dass der Text so wortreich im Nebulösen stochert. Denn Schauspielerinnen wie Lisa Stiegler (als M), Evelyne Gugolz, Yodit Tarikwa und Massiamy Diaby oder Schauspieler wie Oliver Stokowski (als Apparatschick) und Valentino dalle Mura machen ihre Sache ausgezeichnet, auch wenn man die im Programmheft genannten Charaktere und Berufsbezeichnungen nur mit Verwirrung zur Kenntnis nehmen kann.
Wo im Film Arbeitslosigkeit und Armut den Hintergrund bilden, eine mafiöse Unterwelt gegen die Ordnungsmacht Polizei agiert und am Ende die drohende Selbstjustiz einer ganzen Stadt gegen einen psychisch kranken Mörder thematisiert wird, mäanderte das Hörspiel zwischen den Stimmen ohne erkennbare Fokussierung hin und her, Furcht, Angst und Schrecken immer wieder diffus umkreisend. Vieles wird mit der Szene konkreter, aber kaum sinnfälliger. Wenn etwa nun ein Kunstkollektiv namens „PolizeiKlasse“ mitwirkt, dann muss uns Schorsch Kamerun schon im Programmheft erklären, dass dieses sich „im Protest gegen das Polizeiaufgabengesetz gefunden hat“; szenischen oder inhaltlichen Mehrwert bedeutet das kaum.