Wenn das Publikum eingelassen wird, sitzt Jannik Mühlenweg schon in hockender Yogastellung auf der Bühne. Er betrachtet neugierig die hereinkommenden Zuschauer und gibt einem so von vornherein das Gefühl: Hier wird etwas verhandelt, dass einen auch selbst treffen könnte. Wenn dann langsam das Licht aus dem Zuschauerraum gezogen wird, erzählt Mühlenweg, stimmlich zwischen dem Wohnungssuchenden und dem Makler switchend und leichte Yogaübungen absolvierend, die fiese Geschichte eines „Castings“, wie es in jeder Firma stattfinden kann. Plötzlich sind Schüsse zu hören und eine Frau mit Gewehr ist im Video (von Birgit Stoessel) zu sehen. Damit gibt Lanik ihrer Inszenierung eine wichtige Linie vor: Sie betont das aggressive Potential des Stoffes, verbindet es zugleich mit einer klaren politischen Haltung, wenn am Tresen dann das Wort „Revolution“ geschrieben wird. Oder, wenn im Abschlussvideo erneut eine große Schießerei stattfindet, in einem durch Spiegel sich brechenden Raum und mit Comicelementen.
Aggressivität wird dabei weniger durch körperliche Handlungen ausgedrückt, wenn sich auch hinter dem Anschein der Coolness brodelnde Emotionen verbergen, sondern durch Lautstärke. Lanik treibt dazu ihr Ensemble zu enormem Spieltempo an. Im Wechsel von blaugetöntem Licht (Lichtdesign: Stefan Schmidt) zu gelborangenen Abstufungen, wenn die „Sonne“ scheinen soll, und nur wenigen hellen, fast an Arbeitslicht erinnernden Einstellungen, zumal, wenn das Publikum angespielt wird, werden die Rollen gewechselt, ohne dass sich die Spieler in ihrer Erscheinung verändern. Stefan Hageneier und Lara Roßwag haben dazu Kostüme in verschiedenen Blautönen und Schnitten geschaffen. Am Ende agiert das Ensemble in einem einheitlichen beigen Outfit und trägt dazu große blonde Perücken.
Neben Jannik Mühlenweg treten Josephine Köhler und Marietta Meguid als selbstbewusste Frauen auf, Köhler dabei mit einem naiven Einschlag, Meguid sehr präsent. Boris Burgstaller spielt unter anderem einen gefallenen Vormieter, der nun in einem Verschlag unter der Theke lebt, was teilweise per Live-Video übertragen wird. Sebastian Röhrle dominiert in der Rolle eines der Makler mit präziser Schärfe. Mit dem hohen Spieltempo, den Szenen, die sich direkt an das Publikum wenden, und den schnellen Rollenwechseln, die in dieser Form ein intensives Mitdenken der Zuschauer einfordern, versucht die Regie herauszustellen, dass die Frage nach bezahlbaren Wohnungen keine individuelle Angelegenheit ist, sondern ein massives gesellschaftliches Problem darstellt.