Was den Text spannend macht, ist, dass er sich so genau auf die Beziehung von Vater und Kind einlässt und dies in nuancierten Beobachtungen eines scheinbar banalen Alltags festhält. Und auch die Regie von Mädler nimmt sich dieses widerspruchsvollen Verhältnisses liebevoll an, macht deutlich, wie beide – Vater und Roberta – unzertrennlich miteinander verbunden sind, aber der Vater es nicht lassen kann, seine Enttäuschung seinem Kind aufzubürden. Spannender noch ist an diesem Text, dass er nur in Anmerkungen etwas von dem Leben dieser beiden Menschen außerhalb der Dienstage erzählt. Roberta muss mit Erstaunen erfahren, dass ihr Vater viele Begegnungen hat. Aber was macht Roberta an den Tagen, wo sie nicht bei ihrem Vater aufräumt? Wie sieht ihre neue Wirklichkeit aus?
Nach der Hälfte des Abends erklingt zunächst ganz leise, dann in vollem Sound, der Song „Miss Chatelaine“ von k.d. lang. David Lau zieht nun sein Rosenkostüm aus, erscheint im silbernen Glitzerkleid, so auf das Klischee verweisend, das Menschen in der Suche nach ihrer Transidentität verfolgt. Mädler intensiviert mit diesem Kleidertausch die Vergeblichkeit des Werbens um den Vater, der sich immer mehr entzieht. Dieser Kleiderwechsel signalisiert Robertas Behauptung ihres neuen Ichs. Am Ende zieht Lau allerdings das Rosenkostüm wieder an – um zu erzählen, dass sie in der Nacht vor einem Dienstag nach ihrer Arbeit niedergestochen und getötet wird.
Vor 20 Zuschauern hat die Intendantin Kathrin Mädler dieses Stück innerhalb der Reihe „Monologe ohne alles“ inszeniert. Der Beifall am Ende klingt, als ob der Saal wie in alten Zeiten gefüllt wäre.