Das hat die freischaffende Theatermacherin Melina von Gagern recherchiert und ihr Konzept dann auch inszeniert. Im Bühnenhalbdunkel schimmern helle Zuckersäcke und Hublader, die scheinbaren Häuseretagen entpuppen sich als die pandemieabgedeckten Reihen des Großen Hauses, das zweimal kurz mitspielt (Bühne und Kostüme: Theresa Scheitzenhammer, freischaffend). Ansonsten gehört die kleine Bühne dem „Humankapital“: dem Ensemble aus Christiane Waak, Feline Zimmermann, Jan Bernhardt und Ronny Winter, drei tennisweiß, einer papageienbunt gekleidet.
Schnell wird das „Bedingungslos“ des Grundeinkommens zum Kernwort des Abends, der Statements, Erfahrungen, Allgemeinplätze und Hoffnungen aufbietet. „Die Erde gehört uns allen – wer besitzt den Mond?“ nimmt einen Debattenstrang auf, „Alles muss seinen Wert haben – ich arbeite gern“ einen anderen. Dass man zwei Wochen nicht leben (essen, einkaufen) darf, um Urlaub machen zu können, wird angesichts BGE glücklich verworfen. Und der Satz „Geld ist Beinfreiheit“ zitiert abgewandelt einen gescheiterten SPD-Kanzlerkandidaten.
So geht es hin und her, oft im Chor – mit deutlichem Auftakt-Atmen –, es wird groß mit langen Zahnstochern gefochten, klein, fies und metallisch gelächelt. So bringt diese „Stückentwicklung“ vieles aufs Tapet, einiges wirkt nach, vieles rauscht so durch, die Qualität der Texte ist durchaus unterschiedlich. Und Melina von Gagern und ihr Team stellen mehr Fragen als sie Antworten geben (die entwickeln sich vielleicht in den Köpfen der Zuschauer). Zur auf der Bühne gedrehten Zuckerwatte gibt es den Hanne Haller-Schlager „Was will man auf dieser Welt“, später den bösen Satz: „Auf dem Sterbebett fragt keiner mehr nach Überstunden.“
Im Kern also geht es darum, was Arbeit mit und aus uns macht, erst recht, wenn man sie verliert. Auch da ist das Stück so zweischneidig wie das Wort „Humankapital“: Es bietet den Un-Satz „Leistung muss sich wieder lohnen“ ebenso auf wie die erschreckende Szene der Mensch gewordenen Angst, die alle Arbeitenden unter der Knute und so den Betrieb am Laufen hält.
Schade nur, dass die 80 Minuten am Ende in Kindergeburtstags-, dann in Zirkusstimmung zerfasern. Denn eigentlich geht es hier ja um das Wesentliche: Bedingungsloses Menschsein.