Eigentlich fallen alle ständig übereinander – das Stück fordert also Nähe, also genau das Gegenteil der gerade verbindlich vorgeschriebenen Distanz. Charlotte Sprenger macht das Bestmögliche draus: mit geschickter Einbeziehung des (unbenutzten) Theaterraums drinnen, wo das Ensemble angeblich die eigentliche Premiere spielt (und mit Beifall vom Band belohnt wird), und uns Publikum als Voyeure auf der virtuellen Hinterbühne. Wirkliche Nähe aber kann (und darf ja) nicht entstehen – und die Mikrophon-Stimmen verschärfen das Problem noch. Das 70er-Jahre-Revival in den Kostümen von Aleksandra Pavlovic sorgt allerdings für echte Hingucker-Effekte, und das komplette Ensemble ist musikalisch aktiv: „Diva“ Oda Thormeyer und „Autorin“ Gabriela-Maria Schmeide, „Lover“ Merlin Sandmeyer, „Produzent “Thilo Werner und „Regisseur“ Rafael Stachowiak. Philipp Plessmann sorgt generell für schrillen 70er Jahre Klang.
Eine ruppige, glutäugig-schwarzfellige Monster-Amöbe taucht auf und stellt das Theater an sich in Frage. Ulkig. Vieles wirkt (oder wird) improvisiert, den Reiz „unzuverlässiger Dialoge“ beschwört die Dramaturgie. Das stimmt – und wo derart wenig Gemeinschaft entstehen kann, wächst der Wahn der Vereinzelung. Auch das wollte Cassavetes zeigen, wie nah auch immer sich die Leute auf die Pelle rückten in der „Opening Night“. In dieser quasi dreifachen Premiere (für Stück, Saison und Theaterleben überhaupt) bekommt das an sich starke Stück einen fremden, befremdlichen Klang.