Nach und nach legen alle Akteurinnen und Akteure ihre Mäntel ab und beginnen zu tanzen. Assoziative Bilder wechseln sich in rascher Folge ab, wie auch Duos, Trios oder Gruppenchoreographien. Immer wieder verschwinden Ensemblemitglieder hinter dem großen Vorhang oder den weiß durchscheinenden Kabinen, welche die Bühne rechts und links begrenzen. Hinter dem Vorhang erscheinen die Akteure verschwommen und verwischt wie in einem Gemälde von Gerhard Richter – eine schöne und interessante visuelle Wirkung! Und auch akustisch inspiriert die Choreographie mit der Musik und den Kompositionen von Simon Goff und Lynn Wright.
Weitere interessante Eindrücke mit verschiedenen Licht- und Videoeffekten folgen, dazu der Einsatz von gesichtslosen Blumenmasken. Dabei werden die Bewegungen, die tänzerischen wie technischen Aktionen und Gesten immer mehr. Manches in der Ausstattung bleibt überflüssig und vieles in Ablauf und Handlung so vage wie am Anfang. So ist in der Dramaturgie kein Spannungsaufbau zu erkennen, sondern nur immer noch eine weiter eingeworfene Idee, die einen roten Faden vermissen lässt. Der Versuch, dann im letzten Drittel die Spannung zu steigern, indem man den Riesenvorhang dramatisch auf die Bühne knallen lässt oder kurz vor Schluss noch den Tanzboden farblich wechselt, ist überzogen und macht all die feineren Momente eines vielversprechend tanzenden Ensembles kaputt. Deutlich über-choreographiert finden zu viele Kopfgeburten keine Entsprechung in einem authentischen Ausdruck. Schade, denn in den schönen Momenten, in denen das Potential des Tanzensembles deutlich wird, wünscht man sich, mehr von den einzelnen Künstlerpersönlichkeiten herausscheinen zu sehen.
Helge Letonja nimmt uns in „On the shoulders of giants“ mit in seine ganz eigene Traum- und Gedankenwelt, gibt uns aber keinen Schlüssel, seine Bilder zu verstehen. So bleibt vieles letztendlich fragwürdig und mit Bedeutung aufgeputscht.