Und nun?
Die Bühne wird dunkel, die Klanginstallation verstummt. Tänzer flüstern. Wollen Schluss machen mit der behaupteten Körpervergessenheit unserer Zeit. Ihr Leib ist vielleicht kein Auslaufmodell, sondern künstlerisches Medium und Instrument der Befreiung. Ort des Natürlichen. So die pathetische Behauptung. Nach dem dramaturgisch noch überzeugenden Beginn, sind nun von meinem Platz aus aber nur noch Szenenfetzen zu sehen, die arg redundant wirken. Das Ensemble setzt unterleibsbetonend auf sinnliche, durchaus erotisch gemeinte Motionen. Immer wieder treffen sich zwei Tänzer zum Pas de deux, entdecken, erkunden, streiten sich, verfallen in Machtspiele, stoßen sich weg, um dann doch einander in aller Geilheit anzuspringen. Was für ein akrobatisches Anschmiegen, Kuscheln, Herumzärteln. Küssen und lecken. Sich ineinander verknoten. Alle wollen irgendwie zurück auf Anfang. Äpfel werden gereicht, Stichwort: paradiesischer Neubeginn des Mensch- und Paarseins. Die mit klassischem Vokabular gespickten Tänze vermitteln wohl auch den Wunsch: zurück zum Ballett. Amphibisch kriechende oder den Kopf in Wasser steckende Tänzer verweisen auf die Volte rückwärts in der Evolution des Lebens. Weswegen sich alle die Ohren zuhalten und dem dann tosenden Meeresrauschen lauschen. Damit und „mit der wellenartigen Bewegung in uns, werden wir eins mit der Natur, mit der Gemeinschaft, der Erde, dem Universum und mit uns“, so die Erklärung auf dem Programmzettel. Das ist natürlich esoterischer Unsinn. Die Sehnsucht nach mehr Sinnlichkeit, also dem Nutzen aller Sinne, um die im digitalen Rauschen verkümmerte Physis zu sich selbst zu befreien, konnte aber durchaus vermittelt werden.