Die Bühne von Anette Hachmann (ihr sind auch die originalgetreu nachempfundenen Star-Geschenkverpackungen zu verdanken, die mit jedem Auftritt neues „Oho!“ auslösen) ist für den ersten Moment schön absurd. Da sieht man nur dunkelste Leere und ein altmodisches Mikro, ehe das Licht blendet. Ein Seitenblick ins biedere Glück, aber vor allem die Club-Szene von hinten und von vorne auf rotierender Drehbühne mit der Katastrophen-Garderobe und dem Traumspiel-Podest. Ein riesiger Fuchs mit Laser-Augen, fast so menschenfreundlich wie der „Fuchs 8“ von George Saunders, öffnet die Vorderpfoten als Auftrittsportal, das im Minutentakt die Glamour-Größen wie fleischgewordene Videoschnipsel auswirft. Travestie-Fans und solche, die es mit diesem Abend geworden sind, haben jetzt wirklich einen guten Überblick.
Was den erstaunlich ambitionsfrei entwickelten Theatertext betrifft, läuft alles – abgesehen vom geldgeilen Club-Inhaber, den Michael Hochstrasser mit schönster Kapitalisten-Aggression in Grund und Boden brummelt – auf die Gegensatz-Paarung von Ex-Elvis und Drag Queen hinaus. Regisseur Christian Brey, ein Spezialist für den unerschrockenen Umgang mit Humor (seine Mainzer Fassung von Mel Brooks‘ „The Producers“ wird gerühmt, in Nürnberg hat er die „Komödie mit Banküberfall“ zum Kassenschlager gemacht), bringt sie geschickt in Stellung. Gegen- und miteinander, gerne auch ein bisschen schnulzig. Dabei hat der junge Yascha Finn Nolting, in einer anderen Show am gleichen Haus kürzlich zum „Spargeltarzan“ ernannt, den Vorteil von enorm ausgeprägtem Live-Talent. Das kann er als Casey in seinen „Elvis“-Nummern so fabelhaft präsentieren, dass man die folgende Playback-Show nie ganz ohne Bedauern sehen mag. Pius Maria Cüppers spielt die Kontrastfigur Miss Tracy Mills in krähender Vitalität mit dem Bosheits-Bonmot auf jeder Lippe wie aus dem Travestie-Bilderbuch – die Vernichtungspointen von Ur-Drag „Divine“ im Blick und die TV-Präsenz der Hella von Sinnen zur Durchlauferhitzung.
Ob die schwangere Ehefrau (Süheyla Ünlü) tatsächlich ein bisschen homophob ist und der verrückte Miss Tracy-Partner (Maximilian Pulst) mehr als hysterisch, solche Fragen mochte Regisseur Christian Brey nicht klären. Er ist ja kein Spielverderber und investiert lieber zur Stimmungsmache in fünf Tänzer als schrille Gogo-Girls, die zwar überflüssig sind, aber am Ende passend zum Trocken-Feuerwerk ihre gefährliche Schminke körpernah bis zum Zuschauer tragen. Was haben wir gelacht, der Nürnberger Fasching wäre gesichert. Und übrigens: Elvis lebt!