Vorwürfe und Schuldgefühle, Schönheit und die Angst davor, nicht mehr schön zu sein, Perfektion und Makel, Erfolg und Bedeutungslosigkeit: Zwischen diesen Parametern pendelt der Text, für den sich die knapp dreistündige Inszenierung viel Zeit nimmt. So entsteht genügend Raum, um den Lear’schen Zerfall der Protagonistin detailliert auszubreiten. Auf Stéphanie Laimés Bühne im Kleinen Haus des Düsseldorfer Schauspielhauses sind Zuhause und Büro lediglich weißer Raum, der mit kleinen Utensilien wie Tisch oder Stuhl von Szene zu Szene umfunktioniert wird. Die Frauen scheinen den Bühnenraum mit Worten zu gestalten wie ihr Leben, was allen voran Claudia Hübbecker in der Hauptrolle außerordentlich gut gelingt. Aber auch Lea Ruckpauls (Alice), Caroline Adams Bay (Bridget) und Hanna Werths (Amy) Spiel ist bemerkenswert. Die Männer fallen da eher hinten über: So klischeehaft das Fremdgehen von Lindas Mann Neil mit seiner Bandkollegin Stevie (Sophia Schiller fällt vor allem gesangstechnisch positiv auf) im Stück, so flach ist es leider auch inszeniert – vielleicht, um zu zeigen, dass die Midlife-Krise der Frau komplexer ist als die des Mannes. Thiemo Schwarz (Neil), Chris Eckert (Lindas Aushilfe und späterer Seitensprung) und Wolfgang Michalek (Lindas Chef Dave) spielen das, was ihnen szenisch an Raum bleibt, zwar durchaus stark – trotzdem bleiben die Männer an diesem Abend eher Statisten. Von Mayenburgs Inszenierung vermittelt dadurch den Eindruck, als sei eine der größten Gefahren für die Frau vor allem: die Frau. Womöglich eine sehr männliche Sicht auf das Stück – wenngleich der Text sie eben hergibt. Dass Linda zu guter Letzt dem Wahnsinn wesentlich näher ist als dem Glück, offenbart wenig feministischen Optimismus.