Natürlich ist Joni die Mittelpunktfigur: ihre Geschichte steht im Zentrum der Aufführung. Dennoch muss man es als problematisch empfinden, dass alle anderen Figuren in der Inszenierung von Carina Eberle zu Stichwortgebern werden, die vom Rande her, von den einstigen Schwimmbadrändern – bekanntlich war das Marienbad ein Hallenbad – agieren. Vor ihren Auftritten müssen sie sich erst Richtung Rundpodest in der Bühnenmitte bewegen, ohne dass deren Motiv überhaupt immer sinnfällig würde. Wo die Konturen von Rollen annähernd deutlich werden, ist das nicht von so großer Bedeutung: Christoph Müller als Vater, der verstehen möchte, was mit seiner Tochter abläuft, oder Daniela Mohr als fürsorgliche Mutter, die sich nicht in die Welt ihrer Tochter hineindenken kann, entwickeln ganz klare Rollenbilder. Die Umsetzung der Figur des Bruders überrascht: Im Text trotz seiner Naivität als sehr stark gezeichnet, wird Benedikt Thönes in der Inszenierung erst zum Schluss hin stark, wenn er sich gegen seine Schwester lehnt und dadurch das schwarze Loch im Bauch seiner Schwester entschwindet.
Eine der großen Qualitäten der Freiburger Marienbader ist ihr Ensemblespiel. Das gilt auch für das neu formierte Ensemble, das sich nun erstmals als Ganzes in „Satelliten am Nachthimmel“ vorstellt, wozu auch Nadine Werner gehört. Heiner Bomhard unterstreicht mit seinen Kompositionen und Sounddesigns die Weltraum-Atmosphäre.