Kaum ist Prometheus befreit, schleppt Ausstatter Michael Graessner in einer zwanzigminütigen Szene Hausrat vom Sofa bis zum Sideboard auf die Bühne – als Bild der zivilisatorischen Überformung von Welt. Das Krokodil hat da schon längst aus dem Staub gemacht. Für Tiere, sprich Natur, ist kein Platz mehr. Sandra Hüller raunt dazu ein paar ungeordnete Gedanken in den Raum: von sozialem Tun als eigentlicher Arbeit, vom Verlust der Kollektivität sowie der Allmende, von der Zivilisation als Verfügbarmachung der Welt oder vom Kapitalismus durch Protestantismus, also die so abgegriffene wie falsche Max-Weber-These. Alles hübsche Ideen, doch nichts davon wird entwickelt. Es bleiben gedankliche Brosamen, die dem Zuschauer als Futter vor die Füße geworfen werden. Die Inszenierung hat in ihren Behauptungen mitunter einen Zug ins vordergründig Prätentiöse – ohne an die gedankliche Fallhöhe von Müllers „Hydra“-Text oder gar moderne Arbeitstheorien heranzukommen.
Vorhersehbar hält am Ende die Apokalypse Einzug auf der Bühne: Der Bühnenteppich zieht sich zusammen und der zivilisatorische Hausrat türmt sich zu einem Müllberg. Klimakatastrophe, grenzenloses Wachstum, Ausbeutung der Ressourcen, Leistungsgesellschaft und Depression, Migration, die Schere zwischen Arm und Reich – jeder kann die Gründe herbeten, aber auch die merkwürdige Unverletzlichkeit des Kapitalismus benennen. Heiner Müllers Text „Herakles 13“, der die Ermordung der eigenen Familie beschreibt, spricht Sandra Hüller dann erwartungsgemäß als Mahnung auf der Vorbühne: Die Zerstörung unserer Lebensbasis wird auch vor der Vernichtung unserer Nächsten nicht Halt machen. Man verlässt das Theater mit dem Gefühl einer tiefen Leere: Die Menetekel an der Wand sind bekannt, über Heiner Müller nicht viel Neues – für den „vorläufig Schlacht benannten Zeitraum“, wie es im „Hydra“-Text heißt, sind wir denkbar schlecht gerüstet.