Tatsächlich herrscht in „PReVolution“ eine ganz eigene Atmosphäre. Die acht Spielerinnen und Spieler wirken wie von der Leine gelassen und sind doch ganz nah beieinander. „Ist das Spiel unser Projekt?“ Die Frage erklingt mehrfach, so augenzwinkernd wie ernsthaft gestellt. Als könnte dieses Ensemble, dessen andere Teile Texte geschrieben, Regie geführt, dramaturgisch gearbeitet, Bühne und Kostüme entworfen und Regieassistentinnen und Souffleure integriert haben, immer noch nicht fassen, dass es wirklich sein eigenes Ding machen darf. Und das kommt ganz anders daher, als man es von profilierten Schauspielerinnen und Schauspielern im 21. Jahrhundert erwarten würde: Leise, um epischen Atem bemüht (meistens sogar erfolgreich), sorgfältig mit Sprache umgehend, verspielt, poetisch, manchmal sogar nur um der Poesie willen.
Die Schwäche von „PReVolution“: Der Abend ist selbstreferentiell. Für manche der gruppendynamischen Prozesse, die sich vermutlich im Laufe der Genese der Produktion ereignet haben, wurde keine tragfähige theatrale Form gefunden, so dass die Vorgänge auf der Bühne bleiben und beginnen, um sich zu kreisen. Die Stärke von „PReVolution“: Der Abend ist bekennend selbstreferentiell. Da wird fröhlich mit Ironie und Selbstironie umgegangen. Alle Beteiligten sind sich klar darüber, dass sie hier ihre eigene Lebens- und Arbeitssituation, ihre eigene Weltsicht verhandeln. Es ist eine Liebeserklärung an das Theater mit heißem Herzen, mit politischer Haltung und einem elaborierten Zeichensystem. Durch den multiplen Einsatz des Emblems des Theaters, eines aus drei krummen Linien bestehenden, schiefen Kreises, bekennen sie sich zu „ihrem“ Haus, beim Einsatz von Goldfolie bei einem Mini-Aufmarsch darf man sicher an „Die Vielen“ denken.
„PReVolution“ erfindet das Theater sicher nicht neu, ist aber möglicherweise ein Schritt zur Weiterentwicklung der Institution Stadttheater, zeigt eine Form, wie Mitarbeiter eines Theaters Verantwortung über den eigenen Job hinaus übernehmen können. Mit Freude und Mehrwert. Und im Zusammenspiel artikuliert sich fast eine Utopie: Derart rückhaltlose Zärtlichkeit im Zusammenspiel war selten. Und rührt mit einer Lebendigkeit jenseits aller Sentimentalität. Und die Fortsetzung ist bereits projektiert. „Voluptas & die hungrigen Kinder“ wird es heißen, in einem Jahr, unterm Dach juchhee im Theater am Alten Markt in Bielefeld. Wenig Plätze. Karten sichern!