Für jede Station erfindet Brandis eine eigene, neue Bildsprache. Einzige Verbindungslinie: Aufzuzeigen, wie winzig, wie verloren Fabian Gröver auf der Bühne steht. Sei es auf dem verschneiten Feld vor dem Video eines gemalten Zweiges, ganz allein in einem Haufen Schnee auf der Riesenbühne oder vor den Riesengesichtern von Mutter (Christel Mayr), Frau (Kerkhoff) und Töchtern (Nicola Schubert und Franziska Maria Pößl), wieder auf Video. Die Bilder sind spannend, aber sie gehen auf Kosten der Sprache, der Erkenntnisprozess des Kassierers bleibt im Undeutlichen, obwohl alles Gesprochene elektronisch verstärkt mit leichtem Nachhall zu hören ist, als Reminiszenz an die Gattung Hörspiel.
Im zweiten Teil dann dominiert ein Holzgerüst, das auf der Drehbühne abwechselnd zum Sportpalast, Ballhaus und Lokal der Heilsarmee wird. Merkwürdigerweise funktioniert die Szene, in der acht gleich gekleidete Herren mit Hut und grotesk überspitzen Bärten auf den Zuschauertribünen beim Sechstagerennen stehen, gar nicht, weil auch hier das Karikaturhafte zu sehr im Vordergrund steht. Die dramatische Situation, die eigentlich die zunehmende Isolation des Kassierers ausstellen soll, kann nicht entstehen. Im Lokal der Heilsarmee, in einer Szene, die sich quälend hinzieht, muss er seinen Zorn auf den „alten Menschen“ in ein Mikro herein- und herausschreien. Da wird Emotion mit Lautstärke verwechselt. Und damit das nicht wehtut, muss dann Gunther Nickles als Polizist in Uniformjacke und –mütze, aber mit Rock und weißen Kniestrümpfen auftreten: So nimmt ein Einfall dem anderen die Wirkung. Das bedrängende Thema wird einfach verlacht. Schade drum. Zumal das Ensemble, zu dem noch Stephan Clemens, Maurizio Miksch, Benedikt Paulun und Lukas Schrenk gehören, die Einfälle der Regie sehr diszipliniert ausspielt.