Donald Runnicles dirigiert das als Herzensangelegenheit, Jeremy Bines sorgt für prächtige, soghafte Chöre. Für einen sehr düsteren Pfarrer namens Baltzer (böse wummernd: Albert Pesendorfer) erfindet Glanert auch mal leicht gebrochene Schlagwerkwirbel oder kratzbürstige Kantilenen. Stark auch Doris Soffel als mit der Pleite kämpfende Hotelbesitzerin Madame Louise.
Das Ganze spielt auf einer Seeterrasse, an der Promenade, am Strand. Robert Carsen inszeniert in konsequenter Schwarz/Weiß-Optik, mit tollen Videoprojektionen von Wellen und Wolken, immer wieder sieht man auch Oceanes Gesicht in Nahaufnahme oder mehrfach gespiegelt. Die ganze Aufführung, vor allem jedoch Glanerts Musik transportiert bei aller Dunkelheit etwas zutiefst Menschliches.
Der Untertitel „Sommerstück für Musik“ trifft die Sache ganz gut. Hier ist eben kein handlungsreiches Musiktheater zu erleben, eher eine hochästhetische Meditation mit durchaus leichten, witzigen Momenten, wenn etwa parallel über l’amour infini und die Essenfolge beim Bankett nachgedacht wird. Wer mag, kann in Oceane übrigens auch eine heutige Figur sehen – Stichwort: Borderline. Der Sturm des Stücks übertrug sich nach zwei Stunden Spielzeit (inklusive Pause) auch aufs Publikum. Man wähnte sich ob des Jubels beinahe auf einer Strandparty.