Den Werber (und auch den Erzähler, Zugbaukollegen, Ritas Mutter) spielt Philip Dobraß, den angehimmelten Manfred gibt Benjamin Wilke. So findet hier der gesamte Romaninhalt auf die Bühne, nichts fehlt, und das mit gerade einmal drei Schauspielern. Sonja Wassermanns Inszenierung findet immer wieder zu stimmigen Szenen und Details der Zeit- und Lebensgeschichte zweier Menschen. Da singt Louis Armstrong zu Ritas Einzug in Manfreds Bodenzimmer in seinem Elternhaus, später tanzen beide zu Lipsi-Rhythmen und schauen gen Westen, (noch) ohne Neid.
Der schleicht sich vor allem bei Manfred immer mehr ein in dieser Inszenierung am Theater Eisleben. (Die frühere „Landesbühne Sachsen-Anhalt“ musste für einige Jahre „Kulturwerk Mansfeld-Südharz“ heißen, ehe sich das Haus unter dem neuen Kulturminister Rainer Robra nun angemessen „Theater Eisleben“ nennen darf; der Minister spendierte auch noch ein schickes, gläsernes Foyer.)
Doch bessere Zeiten erleben Rita und Manfred leider nicht. In dessen Neid mischen sich Wut und Enttäuschung über sein Land, lassen das Gesicht des studierten Chemikers immer wieder zur Fratze vereisen. Normerhöhung in Ritas Fabrik, der Werksleiter, der nicht von der Dienstreise nach Westberlin zurückkehrt, die „historische Verspätung“ einer „gebrauchten Generation“ bestimmen ihn immer mehr. Rita dagegen, die das rote Kopftuch der Arbeiterin gegen die Baskenmütze der Lehrerin und Absatzschuhe gegen flache Schuhe tauscht, glaubt weiter an ihr Land.
Als Manfred schon nach West-Berlin abgehauen ist und Rita ihn dort heimlich besucht, fallen die Schlüsselsätze in Roman und Inszenierung. „Den Himmel können sie nicht zerteilen“, glaubt er noch, sie aber entgegnet: „Doch, den zuerst.“ Dann sucht sie nicht seine Hand, sondern den Griff ihres Koffers. Starkes Schlussbild einer starken Inszenierung: Fotos des Mauerbaus am 13. August 1961, gefolgt von einem Black. Und langem Applaus.