Im exquisiten Solistenensemble ist Holger Falk als anarchistischer Lebemann George Gordon Noel Lord Byron das Kraftzentrum. „Das große Ziel des Lebens ist Empfinden. Zu spüren, dass wir existieren“, formuliert er im zweiten Teil in einer der wenigen ruhigeren Szene sein Credo im Sprechgesang. Das sexuelle Verhältnis mit seiner Halbschwester Augusta Leigh (koloraturengeschärft: Samantha Gaul) zelebriert dieser Byron genauso selbstverständlich, wie er Orangen an seiner nackten Brust reibt. Rausch und Ekstase als Kern des Lebens? Einzelne Puzzleteile entfalten an diesem ultrahocherhitzten Basler Musiktheaterabend große Theatralität, wenn sich beispielsweise Schlagzeuger Lucas Niggli und Sara Hershkowitz als hochschwangere, in Wehen zuckende Claire Clairmont ein spektakuläres Schlagzeug-Koloratur-Battle liefern oder wenn das wiederbelebte Kind unter großem Pathos als Engel mit dunklen Flügeln von Mary Godwins OP-Tisch aufersteht. Eine Verbindung zwischen all den Elementen, die wie im Teilchenbeschleuniger umherschießen, gelingt an diesem Abend nicht. Aber vielleicht ist das auch zu konservativ gedacht für diesen herausfordernden Musiktheaterabend.