Die Inszenierung von Intendant Tonio Kleinknecht und Marco Kreuzer entwickelt die Erzählung als Auseinandersetzung zwischen bösen und guten Kräften. Veronika wird von Mirjam Birkl anrührend gespielt. Sie steigert sich zu kämpferischen Tönen, bis sie resigniert und sich, plötzlich ganz verhuscht, für ihre kleine bürgerliche Welt entscheidet. Veronika tut sich mit der „bösen“ Hexe (Diana Wolf im Video) zusammen, um Anselm auf ihre Seite zu ziehen. Ihr Vater, den Arwid Klaws als Inbegriff der Bürgerlichkeit spielt, merkt nichts von den Konflikten seiner Tochter. Und auch der Registrator, bei Philipp Dürschmied vor allem jovialer Beobachter, bleibt seiner Bequemlichkeit verbunden, obschon er Veronika schließlich heiratet. Auf der „guten“ Seite, der der Poesie, steht der Archivarius, einst aus dem Lande Atlantis verbannt und voller Sehnsucht nach der Rückkehr. Aber zuvor muss er, der in ursprünglicher Gestalt Salamander war, seine Töchter, die goldenen Schlangen, verheiraten. Bernd Tauber spielt einen charmanten Weisen, der stets den Überblick behält. An Anselmus aber reißen beide Kräfte. Er wird zum Spielball, ohne seine Situation zwischen den zwei Frauen wirklich zu durchschauen. Manuel Flach spielt diese Zerrissenheit groß aus, bleibt dabei aber auch stets ein wenig der naive Student, der erst am Schluss zu seiner Identität findet. Leicht nervös legt er die Rolle an, um dann zur Ruhe zu kommen.
Ist die „bürgerliche“ Welt Handlungsort ist, so zeigen die Videos von Marco Kreuzer schlossähnliche Fenster. Auch die Kostüme von Birgit Barth verweisen auf das Milieu eines kleinen Residenzstädtchens, in dem die Bürger die Mode des Adels nachzuahmen versuchen. Dunkle samtige Farben herrschen vor, die vom sinnlichen Farbenrausch der Anderswelt fast aufgesogen werden. Und der Clou der spannenden Inszenierung von Tonio Kleinknecht und Marco Kreuzer: die eigentliche „Gegenkraft“ zu Veronika, die Schlange, tritt gar nicht auf. Es sind nur die silbernen Glöcklein zu hören, die ihr Schlängeln begleiten.