Stockmann ist da eine merkwürdige Melange aus naturalistischen, symbolischen und performativen Momenten gelungen. Die beiden Kinder der Familie Falk, in der Stuttgarter Uraufführung in Akademikerkostümen (Kostüme: Natalie Soroko) und langen blonden Zöpfen gespielt, sind mehr als Kinder: Sie beobachten aus einer verfremdenden Distanz das Geschehen, sie werden nicht nur zu Beobachtern, sondern auch zu Kommentatoren der Handlungen. Tina Lanik betont das noch in ihrer Regie. Lautmalerisch verstärken Daniel Fleischmann und Marielle Layher die Spielsituationen der Erwachsenen, legen sich leidend neben sie – wie Boten aus einer anderen Welt. Sie sind zugleich Chiffre und real. Genau in diesem Changieren findet die Inszenierung, die sich als abstraktes Denkspiel strukturiert, den Zugang. Eine leere Bühne, die durch eine schwarze Wand kaum Tiefe hat, auf den beiden Seiten stehen jeweils vier Stühle und ein Mikrofon, ist der Handlungsort (Raum: Tina Lanik). Das Licht (Stefan Schmidt) kommt hauptsächlich von den Seiten und der Mitte unten, von oben dezent, erst am Schluss zum Shutdown strahlt es von oben rot. An Japan erinnert nur ein Kostümteil der Adriana.
Eine solche Bühne stellt die Schauspieler aus. Im Zentrum steht der Match zwischen Falk und Maja. Der gibt Nina Siewert starke Facetten, von der zunächst Schüchternen hin zu der immer größeren Gewissheit, zu sich selbst gefunden zu haben, zwischen anrührenden und aufrührenden Momenten changierend. Eine starke Leistung. In diesem Clinch hat Falk von Marco Massafra schlechte Karten. Dabei führt Massafra wirklich spannend seine Fassade vor, allerdings gibt er so eine Höhe vor, dass die sich nicht mehr steigern lässt und so mit der Zeit monoton wirkt. Katharina Hauter als Adriana und Martin Bruchmann als Matze haben in diesem Kampf wenig Chancen sich zu profilieren. Während Hauter sich mehr auf die lächelnde Zuschauerrolle zurückzieht, spielt Bruchmann zunächst einen, der allen Entscheidungen aus dem Weg zu gehen versucht, dann aber sich gegenüber seinem Bruder emanzipiert. Das geht rasant schnell, wie überhaupt Tina Lanik ihr Ensemble in ein hohes Spieltempo treibt, was dem Stück sichtlich gut tut.