Aus dem zunächst gedämpft-gespannten Disput zwischen dem grandiosen John Tomlinson als Moses und dem guten Lance Ryan als Aron entwickelt sich ein verbissener (Aron) und ein zögernd nachdenklicher (Moses) Kampf um die gewonnene Freiheit der Juden. Während Moses kein schwankendes Volk will, findet Aron gerade das liebenswert – da sind wieder die, sängerisch brillant ausgedrückten, Welten zwischen beiden. Unterstützt, ja befeuert nicht nur durch den Chor (je drei Sängerinnen und Sänger sind in den Logen postiert), sondern auch durch die Staatskapelle Dresden unter Alan Gilbert. Mal mit dem Kontrast zwischen dunklen Bläsern, hellen Frauenstimmen und weich-schrillen Streichern, mal mit aufgeregtem Schlagwerk und Streichern oder vom Schlagwerk getriebenen Bläsern lotet das Orchester die Komposition Schönbergs brillant aus, zwischen Heilsschrei und Verzweiflung.
Am Ende lässt Calixto Bieito eine Lore lauter Kieselsteine auf die Bühne kippen, jene kleinen Steine, wie man sie auf jüdische Grabsteine legt. Und bevor auch dieser Aktschluss fast brutal ausgeblendet wird, ist der weiße Raum wieder geschlossen, das jüdische Volk erneut gefangen.