Was Regisseur Christian Weise hier inszeniert hat, ist nur äußerlich eine Groteske, aber inhaltlich so gefährlich und erschreckend wie Shakespeares Stück, auch in der schnellen, harten, teils saloppen Übersetzung Heiner Müllers. Hexen mit Lamettahaaren flüstern bedrohlich, aus Angst vor der Mordtat scheißt Macbeth (Susanne Wolff) ins Klo, während die Lady (Corinna Harfouch) sich zynisch verhält. Zwischen beiden gibt es später eine Als-Ob-Prügelei auf Distanz. Der Mord an Duncan (Bernd Lange) ist ein Gemetzel auf offener Bühne, an zwei Messern bleiben blutrote Streifen zurück. Macduff (Krunoslav Sebrek) kommt zwar wie eine Frankenstein-Figur auf Plateausohlen daher, wird aber zum gewitzten Rächer.
Diese wunderbar dichte und überzeugend gespielte Macht-Groteske lässt das Publikum nur mal kurz kichern, ansonsten bleibt es in diesen zwei Stunden absolut still. Da bräuchte es die politischen Extempores (Corinna Harfouch gibt eine kleine Hitlerei zum Besten) gar nicht, die Parallelen zum Heute werden auch so deutlich. Und der Satz der Lady zu Macbeth, „Du bist ja ganz entmannt in Wahnsinn“, sagt auch viel über das hier entworfene Irrenhaus. Die Musiker spielen dazu mal lieblich, mal hart und rhythmisch und manches klingt wie eine Moritat à la Kurt Weill. Und das Ende vor dem Eisernen Vorhang ist fast brechtisch: Harfouch als Macbeth tänzelt nach vorne, spricht „Mein Tod wird euch die Welt nicht besser machen“, lächelnden Schalk in Stimme und Mimik. Am Ende minutenlanger Jubel, ein furioser Auftakt für Christian Holtzhauers letztes Kunstfest, ehe er als Schauspieldirektor ans Nationaltheater Mannheim wechselt.