Anfangs sitzen die Sechs ernst um den Tisch. Als der schmissige Popsong „Someone’s gonna cry“ von Val Martinez erklingt, beginnen zwei von ihnen aufzustehen und sich aggressiv körperlich zu attackieren. Sie jagen sich, schmeißen Stühle um und gehen dem Kontrahenten an die Gurgel. Währenddessen versuchen die anderen, deeskalierend einzugreifen. Als der Song verklingt, setzen sie sich wieder hin. Aber wie bei einem Pawlow’schen Reflex beginnt der ganze Loop erneut, wenn wieder die ersten Takte des Liedes zu hören sind. Das Faszinierende daran sind ihre immer neuen, minimalen Variationen. Jeder der Sechs hat einen eigenen Stil, seine Aggressionen zu zeigen oder die des anderen zu verhindern. Schließlich liegen alle erschöpft am Boden. Was nun folgt, gehört zu den stärksten Momenten des Abends. Richard Lowdon, der traurigste Clown von allen, bleibt als einziger sitzen. In völliger Stille holt er einen blauen Luftballon aus seiner Tasche, bläst ihn auf, schnippt ihn in den Raum und schaut unbeteiligt zu, wie die Luft lautstark entweicht. Seine Verlorenheit ist im Saal schmerzlich zu greifen. Viele Zuschauer aber müssen lachen.
Nachdem sie sich zu einem schleppenden Trauerzug formiert, sich gegenseitig mit Hupen malträtiert und am Ende erneut gejagt haben, – diesmal zu Johann Strauss‘ „Donauwalzer“ -, gehen sie von der Bühne ab, wie nebenbei. Nur einer braucht besonders lange für seinen zögerlichen Abgang: Richard Lowdon. Er trägt dazu den weißen Plastikeimer mit den Blechhupen drin und strahlt dabei eine Hoffnungslosigkeit aus, die sich tief ins Gedächtnis einbrennt.
Ob die Zuschauer die 90-minütige Performance „challenging“ fanden? Schwer zu sagen: Im direkten Umfeld gönnten sich drei Besucher einen seligen Theaterschlaf, während die Reihe direkt vor ihnen aus dem Gelächter nicht herauskam. Das ist es wohl, was man umstritten nennt. Mit der Clownsgroteske begannen Anselm Weber vom Schauspiel Frankfurt und das Künstlerhaus Mousonturm eine Serie gemeinsamer Arbeiten.