David Bösch hat zweifelsfrei viel und klug über das Stück nachgedacht. Die Darstellung von Manricos Zigeunerheer als chaotische, lebenslustige und gewaltbereite Schaustellertruppe ist genauso bezwingend wie die Kostümierung des Titelhelden als Vorstadt-Strizzi. Die Animationsfilme von Bühnenbildner Patrick Bannwart spiegeln und reflektieren das Geschehen, führen ihm Witz und den dringend benötigten Anti-Realismus zu. Aber diese Quelle scheint nach der Pause versiegt. Die Bilder werden flach und unsinnlich bis hin zur Entgleisung, die Gefangenen Azucena und Manrico in Lagerkleidung zu stecken. Und eine Personenführung kommt, abgesehen von Leonora – Figur, den ganzen Abend über im engeren Sinne nicht vor. Der Chor steht oder sitzt herum, quält Statisten oder wird, wie am Ende des zweiten Aktes, einfach dekorativ im Raum angeordnet. Da stehen sich dann Soldaten und teilweise ärmellose(!?) Nonnen, gegenüber und singen, verhalten sich aber in keiner Weise. Wie Blumenvasen.
„Il Trovatore“ ist ein undankbares Stück für einen Regisseur. Es lebt von der Figurenkonstellation und den sich immer wieder aufbauenden Mikrospannungen. Eine Handlung im engeren Sinne ist wohl nicht vermittelbar, weswegen das Stück ja, zu unrecht, bei vielen Dramaturgen und Opernexperten auf der schwarzen Liste steht. David Bösch versucht es halbherzig dennoch und vertraut seinen klugen und mutigen Einsichten in das Stück nicht, löst sich nicht entschlossen vom naturalistischen Darstellungsvokabular. So werden wir leider weiter warten müssen auf einen leidenschaftlichen „Trovatore“ in einer Kunstwelt aus Feuer und Eis. In den Stimmen von Piero Pretti und Elza van den Heever ist sie uns in Frankfurt begegnet. Immerhin.