Solche Szenen haben Dan Pelleg und Marko E. Weigert zusammen mit der Company entwickelt, die ihre Erfahrungen mit „iHome“ eingebracht hat. Weigert hat außerdem das Lichtdesign (von Kerzenschimmer bis zu blitzenden Lichtreflexen auf den Scheiben) beigesteuert, Pelleg das Sounddesign. So tragen fünf Männer mit Turbanen und weiten Hosen zwei Haremsdamen herein, ein orientalischer Tanz beginnt, bis die Frauen das Haus betreten. Dort verwandeln sie sich in Frauen im Kimono, tanzen mit Trippelschritten, aber auch markant-eckigen Bewegungen. Das Glashaus wird mit Kissen, Teddybären, Blumenkästen wohnlich gemacht, am Ende wieder leergeräumt und die Dinge zum Altar aufgebaut.
Da gibt es die Menschenmauer, gegen die ein Einzelner anrennt und weggestoßen wird, er springt dagegen an, die Mauer öffnet sich kurz, schließt ihn aber wieder aus. Immer wieder stützen die Figuren sich oder greifen an, Paare finden und trennen sich wieder, es verknoten und verknäueln sich die Körper. Das sind prägnante Bilder vom Gegen- und Miteinander und von der Viel-Völker-Welt in diesem 100-Minuten-Abend. Doch einiges macht auch ratlos: Da wird eine vollverschleierte Frau aus der ersten Reihe auf die Bühne geholt, ein Mann zerrt an ihrer Burka, als sie sich wert, wird sie von der Bühne „Raus!“-gebrüllt. Später bringt eine schmeichelnde Männerstimme aus dem Off eine Frau dazu, nicht nur die Burka, sondern auch alles andere abzulegen, nackt kraftvoll zu tanzen, bis eine Burka-Gruppe die Bühne beherrscht. Da bleibt der Bezug zum selbstgestellten Thema eher unklar, eine Szene mit lauter Ausländerwitzen ist schlicht überflüssig. Und wenn alle Tänzer ihre Nationalhymnen durcheinander singen, dann Fahnen streng choreografiert schwenken, ergibt das eine schöne Szene des „Alle Menschen werden Brüder“. Die aber auch, wie einiges an diesem Abend („Ausländer raus!“-Rufe aus Ghettoblastern) in den sonst atmosphärisch-dichten Tanzszenen sehr plakativ wirkt.