Was hier erzählt wird, ist ein sehr persönlicher und hochemotionaler Stoff zugleich. Um zu verhindern, dass die Wut auf die Verhältnisse, wie sie leider immer noch sind, nur auf der Bühne kocht, greift Carsten Ramm als Regisseur an der Badischen Landesbühne Bruchsal zu einem einfachen Mittel: Im Bühnenbild von Tilo Schwarz, das an ein Treibhausambiente erinnert, konzentriert er das Spiel auf drei Darsteller, die als Erzähler distanzierend vom Geschehen berichten. Dabei wird strikt die Perspektive der Semiya eingehalten. Kathrin Berg macht das fast performativ aus einer Grundhaltung heraus, die gelegentlich Schmerz erahnen lässt, sich aber fragend nicht unterkriegen lassen möchte. Evelyn Nagel als Mutter und vor allen Dingen Cornelius Danneberg, der in ganz verschiedenen Rollen auftritt und sie nur ganz schlicht ankündigt: „Der Kommissar fragte….“, überzeugen in diesem Minimalismus. Es geht nicht um Sensationen, sondern es geht um scheinbar Alltägliches, wie auch die Kostüme von Kerstin Oelker unterstreichen, Hausklamotten mit Pullovern.
Weil es keine Kostümwechsel und nur wenige Aktionen auf der Bühne gibt, dafür eine Konzentration auf das Wort und das angedeutete Gefühle, wird eine der Schwächen der Stückvorlage offensichtlich: Christian Scholze hat die Sprache des Buches einfach übernommen, ohne sie für das Theater zu formen. Das muss auch Carsten Ramm erkannt haben, als er mit Ulrich Hartmann einen exzellenten Schlagzeuger und Keyboarder engagiert hat, der genau das in das Spiel einbringt, was das Spiel selbst verweigert. Emotion pur. Es ist famos, wie er wie in Trance im Schlagzeugwirbel Wut anzeigt und mit ganz leisen Tönen auf seinem Keyboard Träume von einem schönen Leben herauskitzelt. In diesem Zusammenpiel von Musik und Erzählung findet die Aufführung einen überzeugenden Ausdruck, noch bestärkt durch den eher fragend-staunenden Gestus der Inszenierung.