Aus Videos, journalistischer Berichterstattung und eigenen Texten gelingt ein Bühnenstück, das den Zuschauer tief hineinzieht in die Welt von Pegida, AfD und co. Mal bildet Zänke, alias Georg Böhm, nur ab, mal analysiert er. Was dabei zum Vorschein kommt, ist mitunter so naiv und unreflektiert, dass es beinahe schon wieder komisch wirkt. Etwa, wenn Männer vor einem leer stehenden Flüchtlingsheim um ein Lagerfeuer hocken und sich überlegen, Grundstücke in Syrien zu kaufen, weil die Wessis das damals im Osten nach der Maueröffnung „auch so gemacht“ haben. Oder wenn Zänke kolportiert, Bundeskanzlerin Merkel plane alle 500 Kilometer eine Autobahnmoschee für „Asylbetrüger“.
Aberwitzig wirken solche Statements, die sich nur allzu oft durch soziale Netzwerke weiter transportieren. Wie Medienpropaganda funktioniert, erklärt Kästners Protagonist so: „Das einzige, was zählt, ist die Sexyness der Emotion. StarkeBilder, großes Spektakel, tolle Atmosphäre. Medien sind Mythenmaschinen.“
Souverän gespielt und prägnant gefilmt, kommen markige Sprüche und Stammtischparolen auf die Bühne. Letztlich geht es um den kleinen, deutschen Mann, der in einer Wohlstandsgesellschaft lebt und sich dennoch benachteiligt fühlt. Der sich für tolerant hält, aber rechtsradikale Sprüche klopft. Der unreflektiert Meinung ins Netz stellt und Befriedigung daraus zieht, dass er endlich einmal wahrgenommen wird, wenn er bei Facebook und Co „Likes“ kassiert.
Klug konzipiert, gelingt ein erschreckend authentisches, zeitgemäßes Gesellschaftsstück, das Fragen stellt und einiges erklärt. Ein Doku-Drama, das bewusst auch Jugendliche anspricht – sehenswert.