Sprachwitz und Pointen sorgen dafür, dass sich dieses Kaleidoskop an Rollenklischees zu einem schillernden Charakterbild entwickelt. Teils zwar wie ein düsterer Comic angelegt, dies aber mit mythologischer Unterfütterung von der Bibel bis zum Hollywood-Schinken und mit feinem Gespür für die derzeitige Genderdebatte. Jan Philipp Gloger inszeniert Löhles Rutschbahn des Lebens ohne Hetze, ohne falsches Sentiment. Mit Hannah Müller ist ihm ein richtiger Besetzungscoup gelungen. Eine ideale Norma. Sie ist in der Lage, große Gefühle oder gallige Bitternis in auch nur kleinsten szenischen Momenten zu transportieren. Als Trabanten um sie herum agieren in den Rollen „all der anderen“ Sabine Fürst, Fabian Raabe und Matthias Thömmes: mal als Eltern, mal als Spielgefährten, allerbeste Freundin, WG-Gefährten, Peiniger oder vermeintlicher Retter. Per Mikrophon übernimmt das Trio auch die Erzählerfunktion und spricht zwischendurch die Gedanken, Ängsten und Wünsche Normas aus. Löhles Rollenfutter, diese Prophezeiung sei gewagt, werden vermutlich noch etliche Schauspielerinnen aus anderen Häusern auftischen wollen.