Trotz der Reizüberflutung bleibt die eigentliche Geschichte klar: die Ankunft von Tschitschikow, die freundliche Aufnahme, die Besuche bei den verschiedenen Gutsherren, das Zusammenbrauen des Skandals, die Gerüchteküche, sowie die Verhaftung und die Ausweisung, die aus den Fragmenten des zweites Buches – „Tote Seelen“ war von Gogol ursprünglich als Trilogie geplant – übernommen wurden. Dass Gogol für seine Figurenentwicklung keine Psychologie braucht, kommt Baumgarten entgegen. Vor allen Dingen aber auch Wolfgang Michalek, der die Titelfigur mit großer Pappnase und mit Bart, der im Laufe des Spiels verschwindet, mit vollem Einsatz spielt. Er agiert gar nicht devot, durchschaut aber auch seine Umwelt nicht wirklich. Er spielt eine Art von proletarisch wirkenden Aufsteiger, der sich zum Ende hin in einen Rotclown verwandelt, bzw. von der Gesellschaft dazu gemacht wird. So wird das Groteske bei Gogol in die symbolische Geste getrieben, die den Transfer in die heutige Zeit ermöglicht.
Wie schon betont, Baumgarten greift nicht in die Grundstrukturen der Vorlage ein, ergänzt diese nur durch Passagen aus den „Aufzeichnungen eines Wahnsinnigen“. Nur eine Figur wird umdefiniert, die Gouverneurs Tochter, die von Svenja Liesau nicht als junges Mädchen vorgeführt wird, das gerade aus dem Pensionat zurück gekehrt ist, sondern als Schauspielelevin, die in Deutschland Karriere machen möchte. Ein stark aufspielendes Ensemble, in dem außer Michalek alle mehrere Rollen zu pointieren haben, macht den Erfolg des Abends aus.