Und so beginnt „Judith“ „nach Friedrich Hebbel“ in der medialen Trivialität einer Talk-Show, in der der aalglatte Reporter des Axel Julius Fündeling den Holofernes präsentiert, von Thomas Fritz Jung in Kettenhemd und Kampfhose als jovialer Krafttyp angelegt, der auch gerne mit seinem Dolch spielt. Schon hier gelingt es der Regie von Thokazani Kapiri zu zeigen, wie sich das Entertainment der Show-Welt über die brutalen Handlungen legt, in der diese fast zum Verschwinden kommen. Nur außerhalb dieser einlullenden Welt kann die wirkliche Gewalt von Worten dargestellt werden. Fündeling übernimmt in seiner Moderation auch immer wieder Passagen von den Bürgern Bethuliens, um die Situation in der Stadt und damit das Handeln von Judith zu zeigen. Diese spielt Alina Vimbai Strähler im türkisfarbenen Hosenanzug – wie es einmal im Text heißt – wie ein „Engel“, eine sanft erscheinende Terroristin. Und da ihre Maxime: „Jedes Weib hat ein Recht, von jedem Mann zu verlangen, daß er ein Held sei.“ nicht greift, muss sie nun selbst tätig werden, ruhig, sich ihrem sexuellen Begehren nicht stellend, am Ende mit blutigen Armen auf der Bühne stehend, nur von einer Furcht getrieben: „Bete zu Gott, dass mein Schoß unfruchtbar sei.“ Der Kopf des Holofernes übrigens wird dem Konstanzer Publikum verweigert.
Erstaunlich ist, wie es dem Team um Thokozani Kapiri gelingt, die Aktualität des Stoffes im Spiel der Drei zum Ausdruck zu bringen. Erstaunlicher vielleicht noch, dass diese stark gekürzte Fassung nicht das Gefühl mit gibt, dass etwas Wesentliches in der Geschichte unterschlagen wird. Im Gegenteil, die banale Sprache der Medienwelt wird hier konfrontiert mit dem hohen Pathos der Hebbel’schen, die in dieser Gegenüberstellung zum eigentlichen Medium der gedanklichen Auseinandersetzung wird und den Schein des Entertainments erst kenntlich macht.