Ein solches Bühnenbild betont das Modellhafte der Handlungen und vertraut mit dieser leeren Bühne den Schauspielern. In der Tat bringt Oliver Vorwerk sie mit seiner straffen Schauspielerführung weit. Ralf Beckord arbeitet trotz aller Ausbrüche einen verschmitzten Ludwig heraus, der sich bewusst nach Steinhof (der Psychiatrie) als sein Philosophenklause zurückgezogen hat, ohne entmündigt zu sein. Gegen die „Worringerhölle“, die seit dem Tod der Eltern nicht verändert worden ist, wehrt er sich mit dem Wunsch nach Befreiung , wie auch gegen den „exzessiven Infantilismus“, die die Geschwister zusammen schweißt und ihr Scheitern begründet. Allerdings treibt Beckford seine Rolle nicht zum „Gewalttäter mit philosophischen Absichten“, wie die jüngere Schwester einmal ihren Bruder beschreibt.
Eine Schwierigkeit der Inszenierung ist, dass es ihr zwar gelingt, die Haßliebe und die scheiternden Befreiunngsversuche der Geschwister klar zu konturieren, aber das darunter liegende Begehren bleibt unterbelichtet. Obschon die roten Kleider Erotik versprechen, gelingt es Jana Alexia Rödiger als ältere und Friederike Pöschel als jüngere Schwester nicht, das Flirren des Begehrens vorzuführen, das Movenz ihres Handelns ist, die Schwestern zu Konkurrentinnen macht und etwas vom Höllenfeuer verraten würde. Dennoch zeigt sich in dieser Konstanzer Inszenierung eine hohe Sprechkultur.