Szenenbeifall und Bravosalven: der inszenierende Intendant Josef Köpplinger hat ein Händchen für das Genre. Ausstatter Rainer Sinell ließ angesichts der begrenzten Möglichkeiten des Fröttmaninger Theaterzeltes einen vielfältig verwandelbaren Schiffsaufbau kreisen: wechselnde Kajüten, zahlreiche Treppen, Brücken und Schwingtüren boten jede Menge Slapstick-Möglichkeiten, die Köpplinger mit genauem Timing und stupender Personenregie zu einem rasanten Theaterfeuerwerk nutzte. Die pfiffige Idee, auf dem breiten Bühnenportal zusätzlich Hafenausfahrt, Freiheitsstaue, Leuchtturm, Zeppelin, Sturm, Mondnacht und Meeresweite in einem Endlos-Video vorbeiziehen zu lassen, erhöhte den Spaß noch visuell. Und dann: Daniel Prohaskas Billy mischte Unbedarftheit und Zupacken in “Easy to love“; Hopes Mutter Dagmar Hellberg und Erwin Windeggers Millionär wärmten in “Let’s do it“ ihre alte Liebe schier überbordend auf; nach englisch blassem Beginn enthüllte Hannes Muiks Lord Oakley in einer atemverschlagend virtuosen Grotesknummer seinen “Gypsy in me“; alle weiteren Figuren waren typengerecht besetzt und mit eigener Kontur gezeichnet, gipfelnd im bulligen Kapitän von Previn Moore, der dann den ersten Teil von „Night an Day“ in betörender “Crooner“-Manier, den zweiten in hoher Sam Cooke-Tonlage sang; inmitten des Trubels gab es den traumschönen Ruhepunkt, wenn Billy seinen, aber auch die in der Mondnacht stehende Matrosen ihren jeweiligen Liebesbrief “All through the night“ lesen; blondes Vamp-Zentrum des Abends aber war Anna Montanaros Reno, die Spiel, Gesang und Tanz staunenswert verschmolz. Doch nicht sie allein: die Popeye-Karikatur der Matrosen, die kess die Beine schmeißenden Nachtclub-Angels, das nahtlos integrierte Ballett, die Statisterie und den gesamten Chor des Gärtnerplatztheaters haben Choreographin Ricarda Ludigkeit und Köpplinger mal zum präzise uniform gestikulierenden, durchweg swingenden, mal steppenden, mal wirbelnden und damit die ganze Bühnenbreite wie –höhe füllenden „Show-Körper“ geformt, der das Publikum mitriss – kein Wunder, denn die Band unter dem zwar zackig in Uniform auftretenden, aber dann sehenswert „jazzy“ tanz-dirigierenden Michael Brandstätter swingte in bester Cole-Porter-Manier. Whow! Londoner West-End-Qualitäten im Münchner Norden!