Regisseur Johannes von Matuschka hat offensichtlich bei der Vorbereitung der Deutschland-Premiere die Schwächen der munter plappernden Vorlage gesehen und vor allem davor Angst gehabt, bei der Positionierung dieser nicht sehr originellen Story in der Zwickmühle zwischen “KlassenFeind” und “Doktor Specht” zu verenden. Also greift er zu grellen Revue-Effekten und Symbol-Signalen. Der beherrschende Metallic-Container von Bühnenbildnerin Marie Holzer wirkt erst wie ein hermetisches Asylanten-Gefängnis, in dem die Schüler weggesperrt werden – und wird dann in Einzelteile zerlegt. Spielerisch verwandelt sich der Standard-Folterraum in Projektionsflächen für unscharfen Webcam-Realismus, entwickeln losgelöste Wände ihr Dekorations-Eigenleben. Gespenstisch fährt tobende Partystimmung wie Paukers Horror-Show dazwischen. Prügel-Szene mit vorgezeigtem Blutbeutelchen inbegriffen. Naja, es ist also Theater.
Die Schauspieler haben Spaß am verfremdeten Tumult, bieten im Komödianten-Schaulaufen glänzendes Entertainment ohne Perspektive. Rahul Chakraborty, Felix Axel Preißler, Josephine Köhler und die in Nürnberg auch schon als “Fair Lady” aufgetretene Henriette Schmidt drehen als diabolisches Schüler-Quartett ihre Runden gegen die Lehr-Herren Heimo Essl und Stefan Willi Wang im Sarkasmus-Marathon. Anna Keil steht wie eine Hitchcock-Blondine mittendrin, tapfer gegen dramaturgische Beliebigkeit um Glaubwürdigkeit kämpfend. Was sie während der Aufführung gewinnen kann, ist das Wohlwollen der Zuschauer: Alles schon mal so ähnlich gesehen, aber selten so unterhaltsam wie in dieser Klangkulisse aus Rap und Rock und Tralala. Es endet mit ein paar Takten “Imagine”. Warum auch nicht.