Foto: Guido Kunze und Zsuzsanna Kakuk in der Freiberger Inszenierung der „Jungfrau von Orléans“. © Theater Freiberg
Text:Ute Grundmann, am 8. Juni 2011
Die Engel kleiden Johanna mit Teilen einer Rüstung ein, ehe sie in die Schlacht zieht. Die Engel beobachten sie auch, mal aus der Ferne, mal ganz nah, dann werden ihre Bewegungen spiegelbildlich. Im (Chor-)Volk dagegen geht es ganz weltlich zu: Über die neuesten Kriegsnachrichten wird aufgeregt am Handy telefoniert, den Ausgang der Schlacht erfährt man aus der Lokalzeitung. Zwischen diesen Polen hat Tamara Korber in der Freiberger Nikolaikirche Tschaikowskis selten gespielte Oper „Die Jungfrau von Orléans“ inszeniert.
Der Komponist schrieb das Libretto selbst, unter anderem auf Grundlage des Schiller-Dramas, und so lässt Korber vor Beginn und in der Pause der Vorstellung Schiller-Texte aus dem Off sprechen, was etwas nervig ist. Ausstatterin Annabel von Berlichingen hat ins Kirchenschiff einen Steg in Kreuzform bauen lassen, im Altarraum steht das Bild einer Klosterruine, in die sich mal Johanna, mal die Engel zurückziehen. Dieser Bühnensteg lässt kaum mehr als Tableaus und Massenaufmärsche des doppelt verstärkten Chors (Gesamteinstudierung: Peter Kubisch) zu, was die Regisseurin reichlich nutzt; dazu kommen längere Soli der mal energischen, mal schüchtern-verträumten Johanna von Zsuzsanna Kakuk. Tschaikowski erzählt die bekannte Historie mit kleinen Änderungen: Bei ihm ist es der Vater (Hans-Heinrich Ehrler), der Johanna denunziert, und der Erzbischof (Juhapekka Sainio), der sie beschützen will.
Musikalisch malt Tschaikowski die Stimmungen breit aus, Fanfarenklänge künden von Krieg und Sieg, düstere Streicher wechseln mit heller Stimmung. Doch auch wenn die Mittelsächsische Philharmonie unter Jan Michael Horstmann differenziert und konturiert spielt: Höhepunkte, eindringliche Szenen und Momente bleiben rar. So ist diese „Jungfrau von Orléans“ eine achtbare Ausgrabung, ein Repertoire-Renner wird sie wohl nicht.