Zum Tod von Peter P. Pachl
Foto: Peter P.Pachl, Spezialist für vergessene Opern. © Peter P. Pachl Text:Andreas Falentin, am 18. November 2021
Wie wir heute erfahren haben, ist der Dramaturg, Regisseur und leidenschaftliche Opernausgräber und -liebhaber Peter P. Pachl am Montag im Alter von 68 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit gestorben. Der studierte Musik-, Theater- und Wirtschaftswissenschaftler assistierte bei Götz Friedrich, Hans Neuenfels, Günther Rennert und Hansgünther Heyme, war Hausregisseur am Staatstheater Nürnberg (1974/75), Intendant und Verwaltungsdirektor am Thüringischen Landestheater Rudolstadt (1990 bis 1995) und Chefdramaturg und stellvertretender Intendant am Theater Hagen (1998 bis 2000). Er inszenierte an etlichen Theatern von Hildesheim bis München, hatte von 1989 bis 1991 eine Professur für Opernregie in Hannover sowie zahlreiche Lehraufträge, etwa in Berlin, Wien, Bayreuth und Weimar.
Vor allem aber war Peter P. Pachl ein Verführer und Ermöglicher, wobei seine ganze Leidenschaft einigen spät- und postromantischen Opernkomponisten der zweiten und dritten Reihe galt. Dass etwa fast das komplette Opernwerk von Siegfried Wagner, Richard Wagners einzigem Sohn, auf CD und teilweise sogar DVD dokumentiert ist, ist allein Pachls unermüdlichem Forschergeist, seiner Überzeugungskraft und seinem Verhandlungs- und Improvisationsgeschick zu verdanken. 1980 gründete er das PIanopianissimo Musiktheater, das er bis zu seinem Tod leitete. Und um Siegfried Wagners „Sonnenflammen“ 2019 auf der Bühne und für die DVD produzieren zu können, erfand er kurzerhand das durch eine Notationssoftware generierte Bayreuth Digital Orchestra.
Die künstlerische Qualität seiner Arbeit war durchaus umstritten, oft ging es um das schiere Machen, um eine Art Dramaturgie des Wollens. Aber dass Peter P. Pachl mit seiner Theaterarbeit die Szene maßgeblich bereichert hat, ist unstrittig. Er reiste viel, Gespräche mit ihm auf Premierenfeiern gerade unbekannter Werke waren immer ein großer Gewinn, war er doch versierter Fachmann, charmanter Plauderer und eben fanatischer Liebhaber der Kunstgattung Oper in einer Person. Besonders sein Enthusiasmus wird schmerzhaft fehlen.
In letzter Zeit galten Pachls Bemühungen vor allem dem Komponisten Anton Urspruch (1850-1907). Wieder einmal hatte er es geschafft, eine Aufführung eines unbekannten Werkes an einem ungewöhnlichen Ort zu organisieren. Seine eigene Inszenierung der „Heiligen Cäcilia“, für ihn die „größte Choroper des 20. Jahrhunderts“, am morgigen Freitag im Industriemuseum Henrichshütte in Hattingen bei Bochum kann Peter P.Pachl nun nicht mehr erleben. Sie wird zu seinem Vermächtnis.